Drei weitere Stolpersteine verlegt

Mahnung an die Lebenden und Gedenken an die ermordeten jüdischen Bürger Luckenwaldes:

Messingplatten im Pflaster erinnern an Julius und Anna Hoffnung sowie an Henriette Spitz

Man weiß nicht, ob sich das Ehepaar Hoffnung und die Witwe Spitz gekannt haben. Es ist aber sehr wahrscheinlich. Denn sie gehörten der jüdischen Gemeinde in Luckenwalde an, wohnten nicht weit voneinander entfernt und man darf sogar annehmen, dass Henriette Spitz Patientin in der Arztpraxis von Julius Hoffnung war.

Seit gestern erinnern sogenannte "Stolpersteine" an Dr. Julius Hoffnung und seine Frau Anna Hoffnung vor ihrem langjährigen Wohnhaus in der Breiten Straße 18 und an Henriette Spitz vor ihrem letzten Luckenwalder Wohnhaus Haag 1. Sie sind allesamt Opfer der organisierten Judenvernichtung des Nazi-Terrorregimes geworden.

Seit 2009 organisiert der CDU-Stadtverband Luckenwalde mit finanzieller Unterstützung vieler Bürger die Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig. Der hat inzwischen in 21 Ländern Europas solche Stolpersteine verlegt. Auch wenn er schon tausende solcher Steine in den Boden eingelassen habe, sei dies für ihn noch keine Routine geworden, sagte Demnig.

In Luckenwalde sind es nun insgesamt 35 Stolpersteine, die an 35 durch den Holocaust ermordete jüdische Luckenwalder Bürger erinnern. "Diese Verbrechen sind nie anonym, sondern in der Nachbarschaft geschehen", sagte Landtagsvizepräsident Dieter Dombrowski (CDU). Diesem unvergleichlichen Verbrechen in der Menschheitsgeschichte stelle sich das deutsche Volk. "Umso betroffener macht mich das, was uns jetzt von der Türkei vorgeworfen wird", so Dombrowski.

"Wer die Shoa vergisst oder gar verleugnet, versündigt sich", sagte Botschaftsrat Yair Even von der israelischen Botschaft in Berlin. Das einzige Verbrechen des Arztes Julius Hoffnung war, so Even, dass er Jude war. "Ihm wurde verboten, in seinem Haus zu arbeiten, in Ruhe seinen Lebensabend zu begehen, überhaupt zu leben, weil er Jude war." Seinen Respekt zollte Chefarzt Ullrich Fleck vom Luckenwalder DRK-Krankenhaus dem Kollegen Julius Hoffnung, der 47 Jahre in Luckenwalde praktiziert hatte, bis es ihm die Nazis verboten. Es seien auch Berufskollegen gewesen, die sich an dem Verbrechen beteiligt hätten, sagte Fleck, wenn man sich allein den Totenschein von Julius Hoffnung betrachte, wo als Todesursache im Ghetto Theresienstadt "Lungenentzündung" angegeben wurde.

Einen Überblick über die Biografien der drei Luckenwalder Juden, an die nun erinnert wird, gab Detlev Riemer. Der ehemalige evangelische Pfarrer in Luckenwalde hat die Schicksale der hiesigen Juden erforscht. "Ohne ihn wäre das Verlegen der Stolpersteine in Luckenwalde gar nicht möglich", sagte der CDU-Ortsverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Sven Petke.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 21.03.2017