CDU in Rangsdorf besteht seit 75 Jahren

Am 3. September 1945 wurde die CDU in Rangsdorf gegründet. Nach kurzem Erfolg ging sie in der Nationalen Front auf – bis sie 1990 wieder auferstand. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen.

Grund zum Feiern hätte die CDU Rangsdorf Ende vergangener Woche gehabt. Dank Corona wird eine Feier aber in diesem Jahr nicht stattfinden. Am 3. September vor 75 Jahren wurde die CDU Ortsgruppe gegründet.

Gründung in der Winterfeldallee

Keine vier Monate nach Kriegsende nahmen 15 Rangsdorfer und Rangsdorferinnen an der Gründungsversammlung teil. Während des Treffens in seiner Privatwohnung in der Winterfeldallee wurde Wilhelm Brummer zum ersten Vorsitzenden der CDU Rangsdorf nach dem Krieg gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde der Fleischermeister Willy Stibbe, Schriftführer der kaufmännische Angestellte Walter Haase und zum Kassierer Fritz Strauß. Schnell wurde die CDU danach eingeladen, am Wiederaufbau des Landes mitzuarbeiten. Als CDU-Gemeindevertreter wurden delegiert: Kaufmann Wilhelm Brummer, Fleischermeister Willy Stibbe und Kaufmann Otto Grzanna. Ende 1945 hatte die CDU in Rangsdorf 72 Mitglieder, ein Jahr später war sie auf 116 Mitglieder gewachsen.

Die ersten und letzten freien Wahlen

Zuvor fanden im Herbst 1946 die ersten und letzten freien Wahlen statt, die CDU erhielt mit 1900 Stimmen fast doppelt so viele wie die SED (1021). In den Folgejahren ging die CDU in der Nationalen Front auf, 1950 gab es nur mehr eine gemeinsame Kandidatenliste. In der Rangsdorfer Gemeindevertretung arbeiteten trotz eines für die CDU günstigeren Wahlergebnisses nur noch vier Vertreter mit. Per Quote war dem Rest ihr Mandat aberkannt worden. Die CDU Rangsdorf hatte ihre Eigenständigkeit verloren und erkannte den Führungsanspruch der SED vorbehaltlos an.

Kreis- und Gemeinderatswahlen 1990

Nach 1989 trat die CDU in Rangsdorf erstmals zu den Kreis- und Gemeindewahlen am 6. Mai 1990 an. Aus der Mitte der neu gewählten Gemeindevertreter wurde Detlef Barth (SPD) zum Bürgermeister gewählt – getragen hauptsächlich von der CDU, FDP, dem „Bund Freier Demokraten“ und der Grünen Liga. Doch schon im Juni 1992 warf der Bürgermeister das Handtuch, so dass der Beigeordnete Manfred Wäsche (CDU) die Aufgaben des Bürgermeisters zunächst für die Übergangszeit übernahm. Dann bewarb sich Jürgen Muschinsky für dieses Amt, denn es standen wichtige Aufgaben an: die Abwasserentsorgung, die Ämterbildung, ein Flächennutzungsplan und der Straßenbau. Muschinsky wurde mit den Stimmen von CDU, SPD, FDP, BFD, GL und zwei ehemaligen PDS-Abgeordneten gewählt.

Wichtige Entscheidungen getroffen

Der damalige Bürgermeister Jürgen Muschinsky sagt rückblickend: „Wir haben wichtige Entscheidungen wie die Wahl des Amtsdirektors getroffen, den Beitritt zum Zweckverband Komplexsanierung mittlerer Süden (KMS) und die Investitionen im Gewerbegebiet Groß Machnow standen an wie viele weitere richtungsweisende Entscheidungen.“ 1998 trat Peter Gleich für die CDU das Amt des Bürgermeisters an. In seine Zeit fällt die Rangsdorfer 625-Jahr-Feier. Großen Anklang bei der Bevölkerung fand die Weihnachtsbeleuchtung der Seebadallee und die Millenniumsfeier am Strand. 2003 hat Thorsten Osterloh (CDU) bei der Bürgermeisterwahl gegen Klaus Rocher verloren, 2005 bis 2009 kam es zu einer Zählgemeinschaft mit der FDP. Muschinsky: „Seitdem hat die CDU an Einfluss verloren.“ Heute ist sie mit nur noch zwei Abgeordneten im Kommunalparlament vertreten: Thassilo Soltkahn und Andreas Muschinsky, der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 08.09.2020