Teltow-Fläming: Wasserrettern steht das Wasser bis zum Hals

Die Wasserretter von DLRG und DRK-Wasserwacht fordern mehr öffentliche Unterstützung. Sie fühlen sich gegenüber Feuerwehr und THW stets zurückgesetzt, wie sie Danny Eichelbaum (CDU) berichteten.

Der Sommer war herrlich – und ist es noch. Seine Bilanz ist aber schrecklich, was die Zahl der Badetoten betrifft. Bis Ende August ertranken nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Deutschland 445 Menschen. In Brandenburg waren es 28. Unfallschwerpunkte sind mit 82 Prozent der Todesfälle Seen und Flüsse, denn diese Binnengewässer sind überwiegend unbewacht.

Später Verstorbene werden nicht erfasst

Zu diesen Zahlen komme noch eine Dunkelziffer, sagt Lutz Müller, Kreisleiter der DRK-Wasserwacht. Dies seien die „Sekundärertrunkenen“, also diejenigen Personen, die gerettet und mitunter wiederbelebt werden konnten, dann aber später zum Beispiel im Krankenhaus gestorben sind. Doch die werden nicht von der Unfallstatistik erfasst.

Und die Wasserrettungsdienste wie DLRG und Wasserwacht – um mal zum Geschäftlichen zu kommen – können ihren Einsatz nur dann abrechnen, wenn die aus dem Wasser geholte Person an einen anderen Rettungsdienst übergeben worden ist. „Die Kosten bleiben zum Beispiel offen, wenn der Ertrunkene nicht gefunden wird“, berichtet Lutz Müller.

Treffen mit Danny Eichelbaum (MdL/CDU)

Aber das ist nur eins der vielen Probleme, mit denen die Wasserrettungsdienste zu kämpfen haben, wie der Landtags- und Kreistagsabgeordnete Danny Eichelbaum (CDU) bei einem Treffen mit DRK-Wasserwacht-Chef Lutz Müller, Lee-Jérome Schumann vom DRK-Landesverband und den Vorsitzenden der DLRG Ludwigsfelde-Zossen, Toni Breuer und Rocco Parlow, am Badestrand des Glienicksees in Dobbrikow erfuhr.

Das fängt damit an, dass auch weit mehr Ertrinkenden in einem Jahr die Zahl der Rettungsschwimmer rückläufig ist, was mehrere Ursachen hat und zuletzt darin gipfelt, dass sich die Wasserretter im Vergleich zu Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) stets zurückgesetzt fühlen.

Wasserretter fühlen sich zurückgesetzt

So fehlen den Kommunen die finanziellen Mittel für den Einsatz von Rettungsschwimmern in ihren Bädern und Gewässern. Das führt dazu, dass viele Badeseen in Teltow-Fläming, zum Beispiel in Dobbrikow, überhaupt nicht überwacht werden. Im schlimmsten Fall müssen die Taucher der Wasserwacht gerufen werden, um einen Ertrunkenen zu suchen und zu bergen.

Die Nachwuchsarbeit wird erschwert, wenn man in den örtlichen Bädern nur zwei Bahnen kriegt für den Schwimmunterricht und das Training des Nachwuchses und der Aktiven. Oft kommt man noch mit privaten Badbetreibern über Kreuz, für die der Schwimmunterricht ein Geschäftsfeld ist. Auch konkurriert man mit den Schwimmvereinen, die Leistungssport betreiben und das Schwimmbecken ebenso für sich beanspruchen.

Gleichstellung mit der Feuerwehr

Als Wassergefahrengruppe will man auch vom Landkreis als Träger des Katastrophenschutzes mit der Feuerwehr gleichgestellt werden. Doch für die Ausbildung und das umfangreiche Training von Tauchern gibt es kaum Geld. Und an der Ausrüstung mangelt es ebenso. So bezahlen die Wasserretter ihre Einsatzkleidung – die nicht nur aus einer Badehose besteht – meistens aus der eigenen Tasche. Und Rettungsmittel, wie die speziellen Boote, landen oft bei der Feuerwehr. „Die Feuerwehr kriegt neue Boote, kann damit aber nicht umgehen“, ärgert sich Lutz Müller.

Anhörung im Landtag

Eichelbaum will DLRG und DRK-Wasserwacht zu einer Anhörung in den Landtag einladen, um zu besprechen, welche gesetzlichen Bestimmungen konkret verändert werden müssen. Schon jetzt fordert er eine stärkere finanzielle Unterstützung. Von Hartmut F. Reck

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 15.09.2018