Ein Aufruf des Landesamtes für Denkmalpflege findet in Werbig Gehör

Den rechten Arm leicht in die Höhe gehalten, die Handflächen nach oben geöffnet – die Haltung der Engelsfigur in der Werbiger Kirche könnte als ein Willkommensgruß gedeutet werden. Allerdings ist das dort an der Wand am Übergang von Altar- zum Chorraum nicht ihr angestammter Platz und auch die aufrechte Haltung vermittelt einen falschen Eindruck von der wahren Bedeutung der lebensgroßen Figur. In Schräglage hing sie einst über dem Taufbecken im Altarraum. Mit den Armen und Händen hielt sie Kanne und Schale, die sie eindeutig als Taufengel zu erkennen gaben. Im Jahr 1714 wurde der Taufengel in die Werbiger Kirche gehängt. In den 1960er Jahren wurde die wurmstichige Figur – Kanne und Schale waren abhanden gekommen – von der Decke genommen und aufrecht an der Wand angebracht. Sie gehört zu den 150 Taufengeln, die es im Land Brandenburg noch gibt. Die Hälfte von ihnen sind restaurierungsbedürftig – der in der Werbiger Kirche auch. Jedoch gibt es zu wenig staatliche Fördermittel, als dass sie alle in absehbarer Zeit und bevor sie eventuell völlig zerfallen, restauriert werden könnten.

Winterlich frisch ist es an diesem Vormittag in der Werbiger Kirche. Dem nur leicht gewandeten Taufengel aus Holz macht das nichts. Mit seinem erhobenen Arm grüßt er die Menschen, die herein kommen. Sven Petke gehört zu der kleinen Gruppe. Der CDU-Landtagsabgeordnete lässt sich zuerst allerhand über die Kirche erzählen, hat dabei den Taufengel aber immer im Auge. Gegenüber der MAZ sagt er dann, dass er speziell wegen dieser Figur gekommen sei und mit der festen Absicht, etwas für den Erhalt des Taufengels zu tun. Er reagiert damit auf einen Aufruf des brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege. Das Restauratoren-Team um Werner Ziems in Zossen hat zu der Spendenaktion „Menschen helfen Engeln“ aufgerufen (die MAZ berichtete). Wer einen der bedürftigen brandenburgischen Taufengel retten will, kann in einen Restaurierungsfonds einzahlen oder auch zum Spenden sammelnden Paten werden. Sven Petke hat sich entschieden, Pate zu werden.

Und nicht nur das. Angetan von der bisherigen Leistung des Fördervereins „Wiederaufbau Kirchturm Werbig“ stellt er den Antrag, Vereinsmitglied zu werden. Vorsitzende und Ortsvorsteherin Gabriele Schulze sowie der Bürgermeister der Gemeinde Niederer Fläming Ernst Werner registrieren das mit Freude. Über 30 Mitglieder hat damit der Verein, der sich dafür einsetzt, dass die Werbiger Kirche ihren Turm wieder bekommt. Im November 2005 damit begonnen, ist der Erfolg greifbar nahe. „Die Baugenehmigung liegt jetzt vor“, erzählt der Bürgermeister, „damit sind die Unterlagen zum Beantragen der Fördermittel für das 135 000-Euro-Projekt komplett. „Und den Eigenanteil an der Investition hat der Verein inzwischen längst beisammen“, berichtet Gabriele Schulze. 31 000 Euro aus Spenden und den Erlösen aus Veranstaltungen stehen derzeit zu Buche. Etwa 5000 Euro unter anderem für das Baugrundgutachten und für einige technische Leistungen sind vom Vereinskonto schon bezahlt worden.

„Im Frühjahr 2010 soll die Grundsteinlegung für den neuen Turm sein“, freut sich Gabriele Schulze. Der barocke Fachwerkbau an der spätromantischen Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert ist Mitte der 1960er Jahre abgerissen worden. Baufällig und nicht mehr zu erhalten sei er, hieß es damals. Damit verschwand der im heutigen Land Brandenburg einzige Kirchturm mit Zwiebelkuppel. „Aber wir bauen ihn so wieder auf, wie er war“, sagt Ernst Werner, „die Zwiebel kommt wieder drauf.“ Wenn der Kirchturm erst einmal steht, soll es an den Innenausbau der Kirche gehen. Spätestens dann könnte auch der Taufengel zur Schönheitskur und vielleicht auch seine Kanne und Schale zurückbekommen. (Von Matthias Butsch)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 31.12.2009

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