Schweinepest bringt Bauern in Bedrängnis

Der Ausbruch der Schweinepest verschärft die wirtschaftliche Situation der Erzeuger-Betriebe. Doch die Wunschliste der Bauern an die Politik ist viel länger und geht über bloßes Krisenmanagement hinaus.

Oehna. Das Überschwappen der Afrikanischen Schweinepest über die deutsch-polnische Landesgrenze nagt nicht nur in den betroffenen Landkreisen, sondern auch in Teltow-Fläming an der Existenz der Zucht- und Mastbetriebe. Sich ein Bild von Situation eines solches Betriebes zu verschaffen und Möglichkeiten der Unterstützung durch die Politik auszuloten war das Ziel eines Arbeitsbesuches in der Oehnaland Agrargesellschaft mbH. Dorthin auf den Weg gemacht hatten sich am Dienstag der Kreis- und Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum (CDU) mit seiner Parteikollegin Gertrud Klatt, die Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Kreistag ist, sowie Silvia Fuchs als Geschäftsführerin der Kreisbauernverbandes Teltow-Fläming.

Die Kluft wird immer größer

Mit einem Bestand von 9.850 Schweinen ist der Betrieb unter den wenigen verbliebenen Schweine-Betrieben einer der größten im Land. Als Ursache dafür, dass viele Agrarbetriebe ihre Tierproduktion eingestellt haben, gilt die immer größer werdende Kluft zwischen den immer strenger werdenden gesetzlichen Normen, deren Umsetzung teuer ist, und den von der Industrie gezahlten Preisen.

Der Ausbruch der Schweinepest ist nicht die erste Krise, vor die die Schweinefleisch-Erzeuger in diesem Jahr gestellt werden. „Durch die Schließung von Schlachthöfen durch die Coronakrise konnten wir deutlich weniger Schweine absetzen. Den Berg an nicht verkauften Schweinen schieben wir bis heute noch vor uns her“, schildert Oehna-Land-Geschäftsführer Jochen Wenzel die Situation.

Als nach dem Ausbruch der Schweinepest Fleisch aus Brandenburgischen Betrieben über Wochen nicht mehr abgenommen wurde, wurde der Berg noch größer. Auch wenn sich die Zahl von durchschnittlich pro Woche verkaufter 240 Mastschweine langsam wieder stabilisiert, ist das Problem nicht vom Tisch, da die Ställe voll sind und die Nachfrage schwankt.

Vollere Ställe bringen mehr Stress und Kosten

Das längere Verweilen der Tiere im Stall kostet die Landwirte nicht nur mehr Futter, sondern auch die Tierarzt-Kosten steigen, da die Ställe für die größere Anzahl nicht ausgelegt sind und die Tiere größerem Stress ausgesetzt sind und sich in Kämpfen gegenseitig verletzen. Ein weiterer Negativ-Effekt ist, dass die Schweine fetter werden und die Schlachthöfe weniger zahlen. „Aber deswegen alle überzähligen Tiere totschlagen, will natürlich auch niemand“, so Wenzel, der den gegenwärtigen wöchentlichen Verlust auf 10.000 Euro beziffert.

Wie lange der Betrieb das Defizit noch verkraftet, können er und Co-Geschäftsführer Eckhard Fuchs nicht beziffern. „Spätestens im Frühjahr müssen wir die Entscheidung fällen, ob wir die Schweine- und Rinderproduktion aufrecht erhalten oder gänzlich auf Feldbau umschwenken“, sagt Fuchs.

Ein wichtiges Entscheidungskriterium dabei werden die Signale aus der Politik sein. „Dass es bis heute in Brandenburg kein klares Bekenntnis zur Tierproduktion gibt, werten wir als Zeichen, dass man uns Landwirten nicht traut“, klagt Wenzel.

Noch viele Hausaufgaben für die Politik

Die Liste der Themen, bei denen sich die Landwirte allein gelassen fühlen ist lang. Die ab Januar in Brandenburggeltende Betäubungspflicht bei der Kastration von Ferkeln. Die Regelung selbst sehen die Oehnaer als gerechtfertigt, aber die Kurse für die vorgeschriebene Schulung der Mitarbeiter sind ausgebucht, so dass im Januar das Personal fehlen wird, das betäuben darf.

Viel zu lange Bearbeitungszeiten bei Bauanträgen und die fehlende Rechtssicherheit, ob gerade beschlossene Gesetze auch noch in fünf Jahren gelten und Investitionen nicht dadurch in den Sand gesetzt werden, haben die Landwirte als weitere Hemmnisse ausgemacht, die ihre Existenz ebenso stark gefährden, wie die Schweinepest. Von Uwe Klemens

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 14.10.2020

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