Bürgermeisterwahl: Der Kandidat der kommunalen Front. In Großbeeren läuft alles auf bisherigen Amtsinhaber hinaus
- 07. Januar 2010
Damit hatte der CDU-Gemeindeverband Großbeeren den Vogel abgeschossen, als sein Vorsitzender Dirk Steinhausen verkündete, dass die parteiinterne Bürgermeister-Findungskommisson sich auf den parteilosen Amtsinhaber Carl Ahlgrimm als CDU-Kandidat geeinigt habe (MAZ berichtete). Zwar haben die Mitglieder der Großbeerener CDU noch nicht darüber befunden, aber eine Ablehnung dieses Vorschlags ist unwahrscheinlich. Wen sollten sie auch stattdessen aufstellen? Insofern hat die CDU ihr eigenes Personalproblem mit der zu erwartenden Nominierung von Ahlgrimm gleich mit gelöst.
Und wäre Ahlgrimm nicht auf dieses Angebot eingegangen, hätte die CDU schon aus Prinzip einen eigenen Kandidaten aufgestellt, wie Steinhausen gegenüber MAZ bestätigte. Von wo sie ihn dann hätte herbeizaubern müssen, darüber braucht sie sich jetzt keine Gedanken mehr zu machen.
Aber sie hätte es anderenfalls getan, denn es entspricht einfach nicht dem seit etwa zwei Jahren zu beobachtenden Stil der CDU, nur im Hintergrund zu agieren. Unter Steinhausen wird eine deutlich aggressivere Politik betrieben, die auch darauf ausgerichtet ist, trotz einer gemeinsamen Koalition in der Gemeindevertretung, der FDP als langjähriger Nummer 1 im Ort den Rang abzulaufen.
Entsprechend säuerlich reagierten die Liberalen auf die Nachricht des Koalitionspartners. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einigte man sich darauf, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen – zumal sich weder intern noch extern einer anbot – und von Ahlgrimm zu erwarten, „dass jegliche Form der Parteinahme des zukünftigen Amtsinhabers nicht zum Tragen kommt“ (MAZ berichtete). Dennoch war eine gewisse Verstimmung bei der FDP über das Vorgehen des Koalitionspartners nicht zu übersehen. Zumindest sei man überrascht gewesen, bestätigt FDP-Ortsverbandsvorsitzender Teja Grzeskowiak, dass Ahlgrimm auf der Liste der CDU kandidiert. „Wir hätten ihn auch als Einzelkandidaten unterstützt, als der er durchaus wieder hätte antreten können“, so Grzeskowiak, „immerhin sitzt er doch fest im Sattel.“
Bei der SPD hält man sich bedeckt. Noch könne man dazu keine offizielle Stellungnahme abgeben, sagt die Fraktionsvorsitzende in der Gemeindevertretung Petra Brückner. Überrascht sei man zwar schon gewesen, „aber so etwas ähnliches war schon zu erwarten gewesen“. Auch möchten die Sozialdemokraten noch keine Wahlempfehlung aussprechen zumal auch die Frage eines eigenen Kandidaten noch nicht erklärt sei, so Brückner.
Dabei dürfte sich aus den eigenen Reihen aber kaum einer finden, da alle Aktiven der SPD beruflich voll eingespannt sind. Und ein Externer, also ein Kandidat, der von außen kommt, dürfte es gegen den Amtsinhaber schwer haben – eine Erkenntnis die wohl auch die CDU hatte, weswegen sie den Amtsinhaber auf ihren Schild heben will.
So sieht es auch die Fraktionsvorsitzende des Freien Bürgerbündnisses (FBB) Ute Grams. Es sei Ahlgrimms gutes Recht, für eine Partei zu kandidieren. Und es sei auch das Recht der CDU, ihn zum Kandidaten aufzustellen, „wenn sie keinen geeigneteren eigenen Kandidaten hat“. Das FBB werde sich bei seiner Vollversammlung im März positionieren. Derzeit gebe es aber keine Überlegungen, einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken, so Grams.
Es sei doch gut, dass dieses Wahlkampfgetöse von 2002 nicht wieder stattfinden werde, findet Udo Pacholik, parteiloser sachkundiger Bürger im Bauausschuss, pensionierter Mitarbeiter des Planungsamtes der Gemeindeverwaltung und Ehemann der in Kur befindlichen und daher nicht erreichbaren Fraktionsvorsitzenden der Linken Irene Pacholik.
Udo Pacholik bezeichnet es als „Glücksfall, dass wir einen parteilosen Bürgermeister haben, der mit allen kann“. Daher sei Ahlgrimm doch der ideale „Kandidat der kommunalen Front“, witzelt er. Es sei eine kluge Entscheidung Ahlgrimms. Alles andere wäre Unsinn sowie Geld- und Zeitverschwendung, meint Pacholik.
Klug, so könnte man hinzufügen, war es auch, dass sich Ahlgrimm damit gleich einen möglichen CDU-Gegenkandidaten (siehe oben) aus dem Feld geschossen hat.
Bei allen parteipolitischen Ränken betont auch die CDU, dass die Aufgabe eines Bürgermeisters mit Parteipolitik nur bedingt zu tun habe, so ihr Ortsvorsitzender Steinhausen. Vielmehr komme es den Christdemokraten darauf an, einen Kandidaten zu unterstützen, „der viele Wählergruppen in der Gemeinde anspricht“. Entscheidend sei aber die Qualifikation. „Wir sind mit Carl Ahlgrimm die letzten Jahre gut gefahren und auch unsere Vorstellungen, wie unsere Gemeinde in zehn Jahren aussehen soll, sind fast deckungsgleich“, so Steinhausen.
Die Bürgermeisterwahl in Großbeeren findet am 11. April statt. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, wird diese am 25. April durchgeführt. (Von Hartmut F. Reck)
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 07.01.2010