„Ich habe nicht eine Stelle zusätzlich“ - Rangsdorfer Unterrichtsausfall und die „Konsequenzen“ der Landesregierung

Das brandenburgische Bildungsministerium hat dem CDU-Landtagsabgeordneten Ingo Senftleben, der Gemeinde Rangsdorf und den Eltern der Grundschule Rangsdorf Sand in die Augen gestreut.

Senftleben hatte eine Anfrage nach dem hohen Unterrichtsausfall im Schuljahr 2008/2009 in Rangsdorf und nach den Konsequenzen der Landesregierung fürs kommende Schuljahr gestellt. In der Antwort der Landesregierung heißt es unter anderem: „Der Vertretungspool des Staatlichen Schulamtes wurde erhöht, um kurzfristig schneller auf einen erhöhten Vertretungsbedarf reagieren zu können.“ Tatsache ist aber, dass dem Schulamt keineswegs mehr Lehrerstunden zugewiesen wurden.


Schulrat Werner Weiss sagte gegenüber der MAZ: „Ich habe nicht eine einzige Lehrerstelle zusätzlich.“ Auf Nachfrage im Bildungsministerium erläuterte Pressesprecher Stephan Breiding: „Die Formulierung ist etwas unglücklich. Gemeint ist, dass das Schulamt Wünsdorf seinen internen Vertretungspool selbst von 30 auf 35 Stellen erhöhte.“ Das entspricht der Wahrheit, ist jedoch nicht auf das Reagieren der Landesregierung und schon gar nicht auf mehr Lehrer zurückzuführen.

Im ersten Halbjahr 2008/2009 waren an der Grundschule Rangsdorf 5,91 Prozent des Unterrichts ersatzlos ausgefallen. Der Grund ist laut Landesregierung ein „unvorhersehbar hoher Krankenstand bei Lehrkräften“. Zusätzlich hätten sich bei langzeiterkrankten Lehrern sowohl an der Grundschule als auch am Gymnasium häufigere Verlängerungen der Krankheit als in den Vorjahren ergeben. Im Fontane-Gymnasium waren im ersten Halbjahr 3,91 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos weggefallen, wobei die Fächer Mathematik, Chemie, Informatik und Deutsch besonders betroffen waren.

Das Schulamt Wünsdorf tat, was es konnte. Um den Ausfall von zeitweise sechs Lehrern an der Grundschule zu kompensieren, erhielt diese Schule im Oktober 2008 zusätzlich zehn Lehrerwochenstunden, im Februar zusätzlich 31 Lehrerwochenstunden, im April 2009 zusätzlich sechs Lehrerwochenstunden und im Juni 2009 zusätzlich 20 Lehrerwochenstunden. So wurde es möglich, dass ein Großteil des Vertretungsbedarfs durch andere Lehrer abgefangen werden konnte – und trotzdem immer noch zu viel Unterricht ausfiel.

Im zweiten Halbjahr 2008/2009 verringerte sich an der Grundschule Rangsdorf der ersatzlose Ausfall auf 1,85 Prozent der Stunden. Das lag auch daran, dass in der Jahrgangsstufe 4 fünf Klassen zu vier Klassen zusammengelegt worden waren. Außerdem erteilten zwei Studienreferendare im Rahmen ihrer Ausbildung selbstständig Unterricht. Dass sich ein solcher Unterrichtsausfall nicht wiederholen wird, kann Schulrat Weiss nicht ausschließen: „Ich habe nun mal eine begrenzte Anzahl Lehrer, und die wird leider nicht größer werden.“

Aber klingt das im Koalitionsvertrag zwischen der SPD Brandenburg und Die Linke Brandenburg nicht ganz anders? Dort steht schwarz auf weiß: „Zur Verbesserung der Unterrichtsqualität werden 1250 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Ein großer Teil dieser Neueinstellungen wird bereits ab Beginn der Legislaturperiode erfolgen.“

Doch auch hier wird dem Bürger wohl ein X für ein U vorgemacht, denn Werner Weiss sagt: „Sieht man sich den Haushalt des Landes an, wird klar, dass das keine zusätzlichen Stellen sind. Nicht einmal alle Lehrer, die aus dem Schuldienst ausscheiden, werden durch die Neueinstellungen ersetzt. Im Schuljahr 2011/20012 wird es wegen des Schülerrückgangs sogar eine entsprechende Stellenkürzung geben.“ (Von Gudrun Schneck)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 21.01.2010

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