Knackpunkt Hauptstraße - Offenes Gespräch zur Sanierung der Dahmer Ortsdurchfahrten

„Verscheißert fühlen“ – dieses deftige Wort machte am Montag die Runde bei einer ansonsten sachlichen Beratung im Dahmer Rathaus zur Sanierung der Ortsdurchfahrten. Stadtverordnete und Bürgermeister erklärten, wie wenig sie sich vom Land ernst genommen fühlen.

Eingeladen zum Rund-Tisch-Gespräch hatte der Landtagsabgeordnete Sven Petke (CDU). Unter Rechtfertigungsdruck stand vor allem Edgar Gaffry, Planungsvorstand des Landesbetriebes Straßenwesen. Die Behörde ist für den Ausbau von Bundes- und Landesstraßen verantwortlich – also auch für die Sorgenkinder B 102 (Hauptstraße) und L 70 (Luckenwalder Straße).

„Wir sind alle unzufrieden, wie das gelaufen ist“, sagte Gaffry zur Kritik, dass Stadt und Land seit Mitte der 90er Jahre über die Sanierung der Ortsdurchfahrten sprechen, ohne dass gebaut wurde. „Die Finanzierung der B 102 durch den Bund ist kein Problem“, sei die gute Nachricht. Für die L 70 gibt es derzeit aber keine Mittel nachdem der Straßenbauetat 2010 um fünf Millionen Euro gekürzt wurden.

„Für die Bundesstraße wollen wir ein Plangenehmigungsverfahren einleiten“, kündigte Gaffry an. Dieses könnte im Sommer 2011 abgeschlossen werden, worauf der Ausbau folgte. Jedoch: Den Dahmern fehlt der Glaube an Baustartterminen. „Seit 1994 bin ich mit der Planung beschäftigt und uns wurden immer wieder andere Termine genannt“, sagte Bauamtsleiterin Christina Denkel.

Die jüngste Begründung kann sie nicht nachvollziehen. Laut Landesbetrieb besteht die Denkmalschutzbehörde des Kreises auf eine gepflasterte Fahrbahn in der Altstadt (die MAZ berichtete). „Mit dem Denkmalschutz waren wir schon 2002 einig geworden“, so Denkel. „Es gab keine abschließende Festlegung“, entgegnete Gaffry.

Das Amt für Denkmalschutz habe, bestätigte Leiter Norbert Jurtzik auf MAZ-Nachfrage, im August 2009 Stellung genommen: „Das historische Pflaster ist aufzunehmen und vor Ort wiederzuverwenden.“ Dahme sei schon zu DDR-Zeiten ein „Denkmal mit Gebietscharakter“ gewesen, begründet Jurtzik. Die Ortsdurchfahrt präge als „Rückgrat der Siedlung“ das Stadtbild – historisch und touristisch. Die Pflasterung ist wegen der höheren Lärmbelastung kritisch.

Ein zweites Problem sind laut Gaffry Anlieger, die Teilflächen zur Straßenverbreiterung nicht verkaufen wollen. „Wir haben angeboten, dass wir mit den Leuten reden“, sagte indes Amtsdirektor Frank Pätzig, „stattdessen erhielten die Leute unvermittelt Briefe vom Vermessungsbüro.“ Der Landesbetrieb setzt eher auf das Planungsverfahren. „Die Möglichkeiten reichen bis zur Enteignung“, sagte Gaffry.

„Wir haben den Stadtkern mit immensem Aufwand saniert und setzen auf Tourismus. Aber die Hauptstraße ist der Knackpunkt“, sagte Bürgermeister Thomas Willweber. „Die Eigentümer sanieren ihre Häuser nicht, wenn die Straße nicht gemacht ist, und die Leerstände nehmen zu“, ergänzte Anlieger und Stadtpolitiker Marco Dastig. (Von Alexander Engels)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 12.05.2010