Inklusion, Perspektiven und brandenburgische Lehrer-Gehälter - Bildungspolitische Diskussion der Jungen Union: Politiker-Nachwuchs will mehr Freiheit für Schulen und Eltern

Im Ludwigsfelder Stadtmuseum wurde am Wochenende diskutiert – die Junge Union Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark hatte zu einer bildungspolitischen Diskussion eingeladen. Neben Gordon Hoffmann, dem CDU-Sprecher für Bildungspolitik der CDU-Landtagsfraktion, Iris Stegner von der AG Freie Schulen und Barbara Nieter vom Landesschulbeirat saßen im Publikum neben Mitgliedern der Jungen Union interessanterweise auch zahlreiche Vertreter der Jusos.

Hauptthema des Abends war die Inklusion an Brandenburger Schulen, mit der es behinderten Schülern möglich sein soll, auf normale Regelschulen zu gehen. Nach den ambitionierten Plänen der Landesregierung soll dies bis 2019 erfolgen. Doch war vorerst zu klären, was man eigentlich unter Inklusion versteht. „Das bedeutet, dass niemand aufgrund seiner Behinderung dazu gezwungen werden kann, auf eine Förderschule zu gehen“, wie Hoffmann erklärte. Bisher hieß es aus Potsdam dazu, dass die Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen alle geschlossen werden. Doch brauchen Kinder mit Handicap diese Schulen mit geringen Klassenstärken und ausgebildeten Sonderpädagogen, um eine fundierte Ausbildung nach ihren jeweiligen Fähigkeiten zu erhalten. Wie eine kleine Anfrage der CDU im Landtag zeigte, gibt es bisher keine Bestrebungen von Eltern solcher Schüler, an Regelschulen zu gehen.

Iris Stegmann widersprach dem vehement, denn bei den freien Schulen gebe es immer wieder Anfragen von Eltern, welche bei staatlichen Schulen abgewiesen wurden. Was freie Schulen dabei leisten, zeigt der Schulpreis für Inklusion, welchen die Waldhofschule in Templin gewann. Stegmann, die sich auch bei der Volksinitiative für mehr Freiheit an den Schulen engagiert, ist überzeugt, dass man allen Schulen in Brandenburg mehr Entscheidungsfreiheit geben sollte. Dem stimmte auch Erik Stohn, der stellvertretende Juso-Landesvorsitzende Jusos zu, auch wenn er betonte, dass von dieser Freiheit auch Hochbegabte profitieren sollten.

Ein großes Problem in den Augen aller Anwesenden ist der zunehmende Lehrermangel im Lande. Bettina Lugk sieht ein großes Problem in der Lehrerausbildung mit ihren hohen Abbrecherquoten. In ihrer Seminargruppe würden neun von zehn Studenten ihre Ausbildung abbrechen. „Wir müssen Studenten zeigen, dass es Perspektiven gibt und beim Gehalt müssen wir grundsätzlich was tun“, so ihre Überzeugung.

Im Verlauf der Diskussion sah man viele Gemeinsamkeiten unter den Nachwuchspolitikern, sodass Diskussionsleiterin Jenny Günther entfuhr: „Das ist viel zu harmonisch“. Alle waren sich einig, dass es ein langer Weg zu einem besseren Schulsystem wird und die acht Jahre bis 2019 fast zu kurz sind für die Umsetzung eines so komplexen Vorhabens wie der Inklusion. Gordon Hoffmann gab zu bedenken, dass es im Bildungsmusterland Finnland rund 30 Jahre dauerte. Bei der Umsetzung sollte man lieber auf die Qualität achten als auf die Einhaltung von Terminen. (Von Mike Jentsch)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 05.10.2011