Einzelverkauf statt im Paket - MBS-Immobilien werden neu bewertet und angeboten/SWFG: weiterer Finanzbedarf

Noch kann die defizitäre Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SWFG) des Kreises nicht abgewickelt werden. Noch braucht sie Zuschüsse vom Landkreis, um ihre Projekte und Investitionen zu Ende zu bringen. Das größte Projekt ist die Entwicklung des Gewerbegebiets Eschenweg Nord in Dahlewitz. „Diese Maßnahmen dürfen jetzt nicht abgebrochen werden“, betonte Siegmund Trebschuh am Mittwochabend im Wirtschaftsausschuss des Kreises. Dafür erntete der Wirtschaftsbeauftragte des Landrats und ehemalige SWFG-Mitarbeiter tiefstes Verständnis, diesmal sogar auch von Ralf von der Bank und Hermann Kühnapfel (beide CDU), die bisher zu den schärfsten Kritikern der SWFG zählten. Sie waren es auch, die jetzt wieder nachfragten, wie es denn derzeit um die Kreisgesellschaft stehe und wie deren Umstrukturierung vorangehe.

Dazu holte Trebschuh weit aus und berichtete, was schon bekannt war, dass der Deal mit einer Fondsgesellschaft, die der SWFG alle ehemaligen MBS-Immobilien im Paket abkaufen wollte, geplatzt sei. Nun habe der Aufsichtsrat beschlossen, die Objekte einzeln auf den Immobilienmarkt zu werfen. Dazu müssten sie nun einzeln neu bewertet werden.

Für eine Reihe von besonders werthaltigen Objekten gebe es bereits Interessenten, die man aber über lange Zeit habe vertrösten müssen, weil die Fondsgesellschaft noch die Option offen hatte, das Gesamtpaket zu kaufen, berichtete Trebschuh. Für SWFG-Geschäftsführer Herbert Vogler sei es nicht absehbar gewesen, dass es die Vertreter der Fondsgesellschaft nicht hinbekommen, ihre Pläne zu verwirklichen, weil sie in der Immobilienbranche einen sehr guten Ruf genossen hätten, betonte Trebschuh.

„Dass der Verkauf gescheitert ist, kann man niemandem vorwerfen“, räumte Hermann Kühnapfel ein. Man sei von dem Fonds „über den Leisten gezogen worden“. Dennoch bat er darum, „die Zahlen ehrlich darzulegen“.

Das tat Trebschuh dann auch prompt. Aus dem gescheiterten Immobilienverkauf habe sich nun ein neuer Finanzbedarf für die SWFG ergeben, weil die Veräußerung der Grundstücke und Gebäude in die Liquidität eingerechnet worden sei. Die vom Kreis zugesagte eine Million sei inzwischen aufgebraucht. Durch die Auszahlung einer Versicherungssumme sei die Liquidität bis zum August gesichert. Den Bedarf für den Rest des laufenden Jahres bezifferte Trebschuh mit 1,57 Millionen Euro, die in monatlichen Tranchen abgefordert würden. Diese Summe sei notwendig, um die genannten Projekte fortzusetzen und um die monatlich anfallenden Zinsen und Tilgungen für aufgenommene Kredite aufbringen zu können.

Die Integration der SWFG in die Kreisverwaltung beginne am 1. September durch die Übernahme der Mitarbeiter, die im neuen Sitz der Wirtschaftsförderung des Landkreises in der Zinnaer Straße 37 gleich neben dem Kreishaus genügend Platz fänden.

Ralf von der Bank zeigte sich zufrieden mit diesen Ausführungen und begrüßte die Einzelvermarktung der Immobilien als den richtigen Weg. Auch bezeichnete er das Projekt Eschenweg Nord als „eins der wichtigsten Projekte im Landkreis“.

Eine Beschlussvorlage für die Gewährung des zusätzlichen Finanzbedarfs werde gerade für die nächste Kreistagssitzung vorbereitet, so Trebschuh. Er rechnet damit, dass auch ohne Immobilienveräußerung die SWFG im nächsten Jahr mit einer Million Euro auskommen werde. (Von Hartmut F. Reck)

 

MAZ-Kommentar

Offenheit zahlt sich immer aus und wird auch gewürdigt, das meint Hartmut F. Reck

Neue Töne

Ungewohnte Töne erklangen am Mittwochabend bei der Sitzung des Kreisausschusses für Wirtschaft im Luckenwalder Kreishaus. Die für ihre harten und unnachgiebigen Nachfragen zur Situation der kreiseigenen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SWFG) bekannten CDU-Kreistagsabgeordneten Ralf von der Bank und Hermann Kühnapfel äußerten sich zufrieden und sogar zustimmend zu den Ausführungen von Siegmund Trebschuh. Der Wirtschaftsförderungsbeauftragte des Landrats und ehemalige SWFG-Mitarbeiter hatte die Frage nach der gegenwärtigen Situation der SWFG zwar etwas umständlich, weil manches schon bekannt war, aber dafür umso ausführlicher beantwortet. Dafür wurde er von der CDU sogar ausdrücklich gelobt, auch wenn der Inhalt nicht gerade lobenswert war.

Umso lobenswerter war die sachliche Offenheit, mit der die Probleme angerissen wurden. Die war offensichtlich vorher nicht gegeben. „Vor zwei Jahren mussten wir noch streiten, um diese Informationen zu bekommen“, bemerkte Ralf von der Bank. Seitdem Trebschuh das mache, habe sich das sehr gebessert. Und siehe da: Die SWFG-Kritiker nahmen die SWFG-Leute sogar in Schutz und zeigten Verständnis dafür, dass der Deal mit den MBS-Immobilien nicht geklappt hat.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 24.08.2012

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