Kreisenergiewerke hin oder her - Wirtschaftsausschuss endet ohne Empfehlung
- 29. August 2012
Beide Landkreise gaben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, um die Möglichkeiten eines solchen Vorhabens abzuklopfen. Das Ergebnis signalisiert verhaltene Zustimmung. Die Erzeugung von eigenem Strom wird höchstens nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz empfohlen. Die Risiken wären „vertretbar“, heißt es in der Studie.
Als „interessante Option“ bezeichnet die Studie ein Engagement im Bereich der Netze, wenn sie wieder in den Aufgabenbereich der Kommunen übertragen werden.
Nur geringe Margen könnten dagegen im Vertrieb erzielt werden, weshalb ein Engagement der Kreisenergiewerke in diesem Bereich nicht empfohlen werden. Ohne eigenen Vertrieb mache dann auch der Energiehandel keinen Sinn, heißt es kurz zusammengefasst in der Studie.
Martina Borgwardt (FDP) empfand die Ergebnisse als unzureichend. Die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Kreistags vermisste bei dessen jüngster Sitzung konkrete Zahlen. Der Kreis-Wirtschaftsförderungsbeauftragte Siegmund Trebschuh betonte, dass diese Machbarkeitsstudie zunächst nur Diskussionsgrundlage dafür sein könne, „ob wir in dieses Thema tiefer einsteigen“. Wenn ja, dann müsse eine vertiefende Studie gemacht werden, die aber auch wieder Geld koste. Nach seiner Meinung sei es nicht sinnvoll, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen, weil die ursprüngliche Idee, Strom billiger anbieten zu können, nach dieser Studie gescheitert sei.
Ralf von der Bank (CDU) sieht in Kreisenergiewerken ein „erhebliches finanzielles Risiko“ und warnt vor einer „zweiten SWFG“.
„Lassen wir die Finger davon“, meinte auch Hermann Kühnapfel (CDU), „das wird ein Fass ohne Boden.“
Dem widersprach Thomas Czesky von den Grünen. Man solle die Kreisenergiewerke vielmehr jetzt anschieben. Eigene Stromproduktion mit gleichzeitiger Speicherung sei die Zukunft. „Das rechnet sich!“, sagte er mit Verweis auf die Gemeinde Feldheim, die sich komplett mit selbstproduziertem Strom versorgt.
Trebschuh räumte ein, dass es funktionierende Kreisenergiewerke gebe wie am Bodensee oder in Westfalen. Der anwesende Regionalplaner Torsten Naubert von der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming empfahl Genossenschaften, wie es Dahme und Baruth derzeit überlegten.
Zu einer Empfehlung konnten sich die Ausschussmitglieder nicht durchringen. Mussten sie auch nicht – es war ja nur eine Informationsvorlage, die sie da diskutiert hatten. (Von Hartmut F. Reck)
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 29.08.2012