Flughafenchef überrascht die Region

Reaktionen von Politikern, Kommunalverwaltungen und Bürgerinitiativen auf die Rücktritts-Ankündigung von Hartmut Mehdorn.

Von Hartmut F. Reck, Alexander Engels und Christian Zielke. Der angekündigte Rücktritt von Flughafenchef Hartmut Mehdorn ist in der BER-Region eine Überraschung. Gegenüber der MAZ bestätigen selbst enge Kooperationspartner der Flughafengesellschaft aus den kommunalen Verwaltungen und der Politik, dass ihnen zuvor nichts von diesem Entschluss bekannt gewesen ist.

Auch die Nachfolgefrage wird auf allen Seiten kritisch gesehen.

"Ich habe heute Morgen noch mit Hartmut Mehdorn telefoniert und mich mit ihm verabredet. Da war von einem Rücktritt noch nicht die Rede", sagte Schönefelds Bürgermeister Udo Haase (parteilos) gestern auf Nachfrage. Ihm gehe ein zuverlässiger Ansprechpartner verloren. "Er hat seine Sache so schlecht nicht gemacht. Ich kann zu den Querelen im Hintergrund nichts sagen, aber es wird sicher schwer, einen Nachfolger zu finden", sagt Haase und berichtet weiter: "Wir arbeiten gut zusammen. Es ist der beste direkte Draht, den wir je zur Flughafengesellschaft hatten." Vor Mehdorn sei die BER-Baustelle eine "Black Box" gewesen. "Wir wussten nicht, was hinter den Bauzäunen gerade passierte." Mehdorn hingegen habe die Gemeinde aufgeklärt und sei dafür sogar in kommunale Ausschüsse gekommen.

Matthias Stefke, der Vorsitzende des BVBB, hatte schon seit längerem mit Mehdorns Rücktritt gerechnet. "Spätestens als bekannt wurde, dass Headhunter einen Nachfolger suchen, war das zu erwarten", sagte Stefke der MAZ. Er erwartet, dass sich die geplante Eröffnung des BER Ende 2017 weiter verzögert. Der Nachfolger müsse sich schließlich erst einarbeiten und das könne dauern. Von Mehdorn bleiben laut Stefke vor allem Ankündigungen. "Er war ein besserer Pressesprecher, hat gern angekündigt und selbst das größte Desaster schöngeredet." Stefke bringt einen Abriss und Neubau des Flughafens an anderer Stelle ins Spiel. Für diesen Vorschlag sei der BVBB lange belächelt worden, nun offenbare sich immer stärker, dass der BER nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Ein Mehdorn-Nachfolger müsse ein Manager sein, der etwas von Wirtschaft versteht und der "ackert bis die Schwarte kracht".

Für Robert Nicolai von der Rangsdorfer Bürgerinitiative Schallschutz (BISS) kam Mehdorns Rückzug nach der neuerlichen Verkündung des Eröffnungstermins "völlig überraschend". Nicolai vermutet, dass ihn die neue Konstellation im Aufsichtsrat zu dem Schritt bewogen hat. In Erinnerung bleibe ihm der Flughafenchef eher negativ. "Gegenüber den Bürgern hat er von einem kooperativen Miteinander gesprochen, gelebt hat er es aber nicht", sagt der Rangsdorfer. Dass ein Nachfolger daran etwas ändert, sei unwahrscheinlich. "Es scheint keinen zu geben, der an eine finanzielle Notbremse denkt, sondern esgeht nur darum, wie man weiterhin Geld verbrennt."

Von einem "weiteren herben Rückschlag für die Flughafengesellschaft" spricht Danny Eichelbaum, CDU-Kreischef in Teltow-Fläming und Landtagsabgeordneter. Er sehe darin einen "Beleg dafür, dass die Abstimmung zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung nicht funktioniert". Er bedauert Mehdorns Entscheidung aber nicht sonderlich. "Er hat, besonders was den Schallschutz betrifft, nicht besonders glücklich agiert", sagt er, "da müssen sich das Land und der Bund positionieren. Es scheint so, als ob am Flughafen gar nichts mehr funktioniert."

"Die Spekulationen zur Neubesetzung des Geschäftsführerpostens sind seit längerer Zeit in der Presse", sagt Teltow-Flämings Landrätin Kornelia Wehlan (Linke). Der klare Schritt überraschte sie jedoch. "Für mich stellt sich der angekündigte Rücktritt von Herrn Mehdorn auch als fehlender Rückhalt bei den Gesellschaftern dar", sagt sie.

"Total überrascht" ist auch Detlef Gärtner (SPD), für den Flughafen zuständiger Beigeordneter des Landkreises Teltow-Fläming. "Nach der Aufsichtsratssitzung wurde noch Harmonie zwischen dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung demonstriert", war sein Eindruck, "man kann nur hoffen, dass Herr Mehdorn das Chaos besiegt und das Feld auch wirklich so geordnet hinterlässt, wie er es verkündet." Gärtner hat daran Zweifel. "Anfangs hatte Herr Mehdorn noch Hoffnung auf ein besseres Miteinander zwischen Flughafen-Leitung und den lärmbetroffenen Anwohnern geweckt", sagt er, "in jüngster Zeit reagierte er aber zunehmend dünnhäutig, wenn Anwohnervertreter die ausstehenden Schallschutzmaßnahmen einforderten."

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 16.12.2014

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