Luckenwalde Stolpersteine erinnern an die Finkelsteins

Zum 10. Mal hat die Luckenwalder CDU dafür gesorgt, dass so genannte Stolpersteine zur Erinnerung an die von den Nazis deportierten und ermordeten Juden verlegt werden konnten. Diesmal gedachte man mit dieser Aktion der achtköpfigen Familie Finkelstein, die in der Friedrichstraße (heute Käthe-Kollwitz-Straße) 56 lebte. Deren Schicksal ist größtenteils unbekannt.

Luckenwalde. Rund 50 Menschen versammelten sich am Donnerstagnachmittag im eisigen Wind vor der Käthe-Kollwitz-Straße 56 in Luckenwalde. Dort stand einst das Wohnhaus der Familie Finkelstein, zu deren Zeit die Adresse noch Friedrichstraße hieß. Es war das 10. Mal, dass der Luckenwalder Ortsverband der CDU dafür gesorgt hat, dass der Künstler Gunter Demnig mit der von ihm erfundenen Stolperstein-Aktion auch in Luckenwalde an die jüdischen Mitbürger deutscher Städte erinnert, die von ihren letzten Wohnsitzen in die Konzentrationslager der Nationalsozialisten deportiert und dort ermordet wurden.

Dieses Mal wohnte der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende im Landtag, Ingo Senftleben, der Stolpersteinverlegung bei. Er würdigte die von Demnig geborene Idee: „Stolpersteine schaffen Orte, an denen die Opfer des nationalsozialistischen Massenmordes ihre Namen und ihre Geschichte zurückbekommen“, sagte Senftleben.

Dank für jahrzehntelange Nachforschungen

Der CDU-Ortsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Sven Petke bedankte sich nicht nur bei den Geldspendern, die diese Verlegung erst möglich machten, sondern vor allem bei dem ehemaligen Luckenwalder Pfarrer Detlev Riemer, ohne dessen jahrzehntelange Forschungsarbeit die Namen und Schicksale der Luckenwalder Juden völlig in Vergessenheit geraten wären.

Riemer konnte einiges über die Familie Finkelstein berichten, aber nicht alles. Was er aber herausgefunden hatte, ist, dass die Eltern Finkelstein aus Galizien stammen. Sie galten damit als „Ostjuden“ und hatten als solche 900 Kilometer westlich ihrer Heimat keinen leichten Stand – auch nicht bei ihren eigenen Glaubensgenossen.

Vater Moritz Finkelstein war von Beruf Drechsler, nahm 1905 an einem Streik teil und machte sich 1908 selbstständig zunächst als Händler für Altwaren, später wurde das Sortiment deutlich erweitert.

Weil die Familie schnell wuchs, waren viele Wohnungswechsel und neue Geschäftssitze die Folge. Die Friedrichstraße, jetzt Kollwitzstraße 56 (jetzt Sitz der Firma Rose) wurde zum letzten Wohnsitz.

Zumindest die Namen bleiben in Erinnerung

Auch wenn das Schicksal von drei der sechs Kinder unbekannt sei, so Riemer, widme man ihnen dennoch Stolpersteine, um wenigstens ihre Namen in Erinnerung zu behalten. Der jüngsten Tochter Klara gelang immerhin die Einwanderung nach Palästina. Auffällig ist es in diesem Zusammenhang, dass es der aus Luckenwalde stammender SS-Mann Hans Krüger war, der für die Massenerschießung polnischer Juden in Nadworna verantwortlich war, zu deren Opfern vermutlich die älteste Tochter Bertha, ihr Mann und ihre beiden Töchter gehörten.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 16.03.2018

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