Bundeswehr Holzdorf - Löschflieger: Brandschützer im Tiefflug

Ohne die Bundeswehr in Holzdorf wäre die Bekämpfung von Großbränden wie in Treuenbrietzen oder am Keilberg nahezu aussichtslos. CDU-Politiker Danny Eichelbaum dankte den Piloten für ihren Einsatz. 

Seit Wochen schon halten größere und kleinere Brände die Region in Atem. Besonders betroffen davon ist der Niedere Fläming mit Großbränden zwischen Jüterbog und Treuenbrietzen im Juli und August. Zum Einsatz kamen dort und anderswo immer wieder Hubschrauber der Bundeswehr aus Holzdorf. 

42 Löscheinsätze des Holzdorfer Hubschraubers

Die Bereitschaft, bei den Brandkatastrophen Hilfestellung zu geben, wollte der CDU-Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum nun würdigen. Bei einem Besuch am Dienstagvormittag auf dem Fliegerhorst bedankte sich der Jüterboger, der Mitglied der Marine-Offiziers-Vereinigung ist, persönlich bei den Soldaten. Er ließ sich vom Einsatz der Soldaten berichten und zollte ihnen dabei Respekt und Anerkennung.

Auf die technische und personelle Fähigkeit der Bundeswehr, Brände aus der Luft oder mittels Pionierpanzer zu bekämpfen, greifen die zivilen Einsatzstäbe regelmäßig zurück. So wäre Klausdorf ohne Militär-Unterstützung in der Nacht zu Freitag höchstwahrscheinlich von der Feuerwalze überrollt worden.Insgesamt 42 Löscheinsätze flog die Holzdorfer Maschine, ließ mit jedem Anflug 5000 Liter Wasser über dem Brandherd abregnen. 

Flug zum Löschwassersee: eine gefühlte Unendlichkeit

Als Pilot im Einsatz war hierbei unter anderem Major Andreas Kraft (Name geändert). „Das größte Problem, das wir zu bewältigen hatten, war die Entfernung bis zur nächsten Wasseraufnahmestelle”, berichtete er. Knapp acht Minuten dauerte es, bevor die CH-53 GA mit frischem Wasser, aufgenommen in einem Baggersee, wieder am Brandort zurück war. Zeit, die für Wartende zur Ewigkeit wurde. In etwa 200 Fuß Höhe, was 60 bis 70 Meter entspricht, sei man über den Flammen geflogen, berichtet der Offizier. Orientiert haben sich Pilot und Bordtechniker vor dem Abwurf an der Stärke des Qualms.

Wir sind keine Brandexperten, unser Auftrag beinhaltet andere Aufgaben”, erklärte er. Zudem müsse man darauf achten, dass die Hitzeentwicklung um die Triebwerke nicht zu stark werde. „Wenn die Umgebungstemperatur zu hoch ist, lässt die Leistung der Triebwerke deutlich nach. Dann wird es auch für die Besatzung gefährlich”, ergänzte Oberstleutnant Knut Brantin, Kommandeur der in Holzdorf stationierten Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwader 64. 

Kommandeur: Deutschland braucht zivile Löschflugzeuge

Grundlegend sei die Bundeswehr für diese Arbeit gar nicht ausgestattet. Die zum Einsatz kommenden Löschbehälter „Smokey” seien Anfang der 1970er Jahre zur Brandbekämpfung auf Flugplätzen konzipiert worden. Mittelfristig sollte man sich daher in Deutschland über die Anschaffung eines oder mehrerer Löschflugzeuge ernsthaft Gedanken machen”, empfiehlt Brantin grundsätzlich.

Diese Vorstellung teilte am Dienstag auch Danny Eichelbaum: „Die aktuelle Wetter- und Klimasituation wird nicht besser, Brände werden in Zukunft öfter und größer ausbrechen als wir es aus der Vergangenheit kennen.” Da Brandbekämpfung Ländersache sei, sollte man möglichst bald in Absprache mit Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen über die Beschaffung von Löschflugzeugen reden. Die hohen Investitionskosten würde die Minimierung der Brandschäden zweifelsfrei rechtfertigen. „Hier geht es um die Sicherheit der Menschen”, sagte der CDU-Politiker.

 Veraltete Technik und das Personal am Limit lassen Situationen wie diese ohnehin nicht lange aufrecht erhalten. „Heute ist der nächste Hubschrauber zu einem Brand nach Lieberose gerufen worden. Wenn das so weiter geht, fahre ich meine Leute an die Wand”, mahnte Kommandeur Brantin am Dienstag. Schließlich müsse die Truppe „nebenher” auch dafür Sorge tragen, dass sie für die anstehenden Auslandseinsätze in Afrika oder Afghanistan fit gemacht wird. Wenn diese Zeit allerdings mit Löscheinsätzen abgedeckt wird, wird es zeitlich eng. Brantin betonte: Die Bundeswehr wolle helfen und mache alles Denkbare möglich, aber auch ihr seien Grenzen gesetzt.

Hubschrauber verbraucht 800 Liter Treibstoff pro Flugstunde

Knapp 90 Minuten, in denen man acht bis zehn Löscheinsätze bewältigte, dauert ein Einsatz des Hubschraubers, dann muss er zum Tanken auf den Boden. Der durchschnittliche Kraftstoff-Verbrauch beträgt 800 Liter pro Flugstunde. Von Treuenbrietzen bis Holzdorf waren es zwölf Minuten Flugzeit. Um die Maschine am Fliegerhorst landen zu lassen, mussten auch Feuerwehr, Tower, Flugsicherheit, Techniker, Fliegerarzt und andere mehr vor Ort in Bereitschaft stehen. Insgesamt etwa 40 Personen rechnete Brantins Stellvertreter, Oberstleutnant Michael Hackert, vor. Zudem wurde nach gewisser Zeit auch die fliegende Crew getauscht.

In Holzdorf ist die Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 stationiert. Es ist der Ausbildungsverband der Luftwaffe für den Hubschrauber CH-53, das Lastentier bei der fliegenden Einsatztechnik. Er ist 27 Meter lang, bietet im Laderaum Platz für 36 Personen und sein maximales Startgewicht beträgt 19,5 Tonnen. Von Sven Gückel

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 28.08.2018