Focus Money: TF bleibt wirtschaftlich Spitze
- 03. Januar 2019
Seit Jahren belebt Teltow-Fläming im Landkreis Ranking des Magazins „Focus Money“ den Spitzenplatz in Ostdeutschland. Inzwischen schließt der Landkreis aber sogar zu Bayern und Baden-Württemberg auf.
Schon seit 2002 untersucht das Magazin „Focus Money“ einmal im Jahr alle Landkreise und kreisfreien Städte auf ihre Wirtschaftskraft. Teltow-Fläming schneidet dabei traditionell gut ab, dennoch ist das Ergebnis der jetzt veröffentlichen Auswertung bemerkenswert.
Der Landkreis Teltow-Fläming ist demnach nicht nur stärkster Landkreis in Ostdeutschland, das war er schon öfter. Er hat mit dem 32. Platz auch das beste Ergebnis erzielt, das je ein Landkreis oder eine Stadt aus dem Osten erreicht hat. Zum Vergleich: Im vorigen Jahr landete Teltow-Fläming noch auf Platz 45. Im Jahr davor rangierte der Landkreis auf Platz 74 von rund 400 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten.
LDS auf Platz 204
Dahme-Spreewald hat in diesem Jahr zwar ebenfalls leicht zugelegt: Von Platz 223 ging es hoch auf Platz 204. LDS liegt damit aber nach wie vor im bundesdeutschen Mittelfeld und bleibt deutlich hinter Teltow-Fläming und den eigenen Erwartungen zurück.
Dass die beiden Landkreise, die üblicherweise als ähnlich stark gelten, bei „Focus Money“ so unterschiedlich abschneiden, liegt auch an der Untersuchungsmethode. Die Redaktion des Magazins bewertet die Landkreise nach sieben Kriterien. Neben der Arbeitslosenquote, dem Einkommen und der Beschäftigungszahl fließen mehrere Daten ein, bei denen produzierendes und verarbeitendes Gewerbe üblicherweise von Vorteil sind. Das kommt besonders Teltow-Fläming zugute, denn die Wirtschaftskraft des Landkreises resultiert vor allem aus der Wertschöpfung großer Industrieunternehmen wie Daimler, Rolls-Royce oder MTU.
Viele Investionen
In diese Betriebe wurde im Betrachtungszeitraum 2012 bis 2016 offenbar mehr investiert als in den meisten anderen deutschen Landkreisen. Das bringt Teltow-Fläming Punkte. Das Magazin hebt allerdings auch lobend hervor, dass sich der Landkreis wirtschaftlich inzwischen breit aufgestellt hat und unter anderem mit einer starken Logistik und den Holzverarbeitern in Baruth glänzt.
Die Freude über die gute Platzierung ist im Landkreis groß. Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) nimmt sie als gutes Omen für 2019 auf. „Besser hätte der Start ins neue Jahr nicht sein können. Das ist ein Paukenschlag, ein tolles Ergebnis, auf das wir sehr stolz sein dürfen. Vor 25 Jahren hätten wir uns nicht einmal in den kühnsten Träumen eine solche Entwicklung vorstellen können“, so die Landrätin.
Eichelbaum mahnt vor Stagnation
Auch der Kreis-CDU-Chef Danny Eichelbaum jubelt: „Das ist der Verdienst der hier ansässigen Unternehmen und ihrer Beschäftigten, aber auch Ausdruck der konstruktiven Politik aller im Kreistag vertretenden Fraktionen.“
Eichelbaum mahnt aber gleichzeitig, weiter an den Problemen zu arbeiten, die es im Landkreis immer noch gibt. „Mit einer Exportquote von mehr als 50 Prozent müssen wir gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden alle Chancen in den alten und den neuen Märkten nutzen, wenn wir weiter erfolgreich bleiben wollen“, sagt er. Zudem bleibe die Fachkräftesicherung eine große Herausforderung.
Niedriges Einkommen ist Schwachstelle
Die Redaktion von „Focus Money“ sieht als weitere Schwachstellen das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen und die im Bundesvergleich allenfalls durchschnittliche Arbeitslosenquote in Teltow-Fläming. Bei den restlichen Kriterien landet der Landkreis überall unter den Top 30 – und dringt damit in Bereiche vor, die bis auf ganz wenige Ausnahmen eigentlich Kreisen und Städten in Bayern und Baden-Württemberg vorbehalten sind.
In einem solchen Umfeld sieht man sich in Dahme-Spreewald eigentlich auch, und es gab in der jüngeren Vergangenheit auch Studien, die den Landkreis in solchen Regionen verorten. Das Institut der Deutschen Wirtschaft etwa bescheinigte dem Kreis im Jahr 2016, der wirtschaftlich stärkste Landkreis im Osten zu sein, im Bundesvergleich sah es Dahme-Spreewald sogar auf Rang 27.
Ranking betrachtet vor allem Dynamik
Im Gegensatz zu dieser Studie betrachtet das „Focus Money“-Ranking allerdings weniger die vorhandene Leistungsfähigkeit als vielmehr die Dynamik. Und da hat sich Dahme-Spreewald, das sich besonders in den 90er und frühen 2000er Jahren rasant entwickelt hat, zuletzt schwerer getan.
Wirtschaftsförderer Gerhard Janßen hofft deshalb auf eine baldige Eröffnung des BER. „Es ist besorgniserregend, dass der LDS im Vergleich zu seinen Nachbarn Teltow-Fläming wirtschaftlich zurückfällt. Mit den dortigen traditionellen Produktionsstrukturen, die aktuell sehr erfolgreich arbeiten, ist es schwer mitzuhalten“, sagt er. Umso mehr tue es für eine höhere Dynamik Not, dass der BER tatsächlich 2020 in Betrieb gehe.
Damit verbunden ist die Hoffnung, dass mit den höherwertigen Jobs und dem Konkurrenzdruck bei den Arbeitgebern auch das Durchschnittseinkommen steigt. Denn auf diesem Gebiet liegt der Landkreis sogar noch deutlicher als Teltow-Fläming hinter vergleichbaren Regionen im Westen zurück. „Das wissen wir auch, und es wird ein Schwerpunkt unserer Wirtschaftspolitik in den nächsten Jahren sein, daran etwas zu ändern“, sagt Wirtschaftsdezernent Heiko Jahn (SPD). Von Oliver Fischer
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 03.01.2019