Stolperstein für Tadeusz Kubisch

Ein Stolperstein erinnert in der Käthe-Kollwitz-Straße an den Polen Tadeusz Kubisch, der von der Gestapo in Luckenwalde hingerichtet wurde. Die Liebe zu einer Deutschen wurde ihm 1942 zum tödlichen Verhängnis.

Luckenwalde. Tadeusz Kubisch, der 1918 in Polen geboren wurde und einst in Luckenwalde lebte und arbeitete, wurde keine 24 Jahre alt. Wegen „verbotenen Umgangs und Geschlechtsverkehrs mit einer Deutschen“ hatte ihn die Gestapoim Jahr 1942 in Luckenwalde verhaftet und hingerichtet. Ihm zu Ehren und auf Initiative des CDU-Stadtverbandes setzte der Künstler Gunter Demnig am Dienstag in Luckenwalde einen Stolperstein aus Messing.

Die Christdemokraten setzten damit ihre Tradition fort, in jedem Jahr Stolpersteine für Luckenwalder Bürger zu verlegen, die im Nationalsozialismus verfolgt, gedemütigt, vertrieben und ermordet wurden. Erstmals ehrten sie am Dienstag einen polnischen Zivilarbeiter, der katholischen Glaubens war. Ort des Erinnerns war diesmal vor dem Haus in der Käthe-Kollwitz-Straße 33, wo Tadeusz Kubisch damals gewohnt und als Friseur gearbeitet hatte.

In einer bewegenden Rede erinnerte Detlev Riemer, Pfarrer im Ruhestand, an das Schicksal von Tadeusz Kubisch, an die Willkür des Nazi-Regimes und der Polizei. „Der Kontakt zwischen Polen und Deutschen war ,gesetzlich’ verboten“, sagte Riemer. „Das Gesetz war nicht praktikabel, zeigte aber am Ende seine unheilvolle Wirkung.“

Tadeusz Kubisch hatte eine deutsche Freundin gefunden, er bezeichnete sie sogar als seine Braut. „Damit nahm in jenen finsteren Zeiten das Verhängnis seinen Lauf“, berichtete Detlev Riemer. Laut Polizeiprotokoll wurde Kubisch verhaftet, versuchte aus dem Gefängnis in der Lindenallee zu fliehen und verletzte dabei einen Wachmann. Die Flucht scheiterte. Seinen unbändigen Freiheitsdrang bezahlte Kubischmit seinem Leben. Am 8. Juni 1942 wurde er im Bereich des Luckenwalder Bürgerbusch erhängt.

Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben dankte den Luckenwaldern und dem Künstler für das Engagement. „Es darf nie Zeitpunkte des Vergessens geben“, sagte er, „sondern Orte des Erinnerns. Leider und zum Glück finden wir solche Stolpersteine.“ Michael Wessel vom CDU-Stadtverband erinnerte auf seine Weise an Kubisch: „Hätten wir damals gelebt, hätte er unser Nachbar oder Kollege sein können.“

73.000 Stolpersteine in 24 Ländern

Gunter Demnig selbst hat seit 1993 mehr als 73 .000 Stolpersteine in 24 Ländern verlegt, allein in Deutschland in 1300 Orten. „Das handwerkliche Einmauern kann ich inzwischen im Dunkeln, aber das Schicksal der Menschen geht mir immer wieder aufs Neue nahe“, sagte Demnig. Jede Ehrung sei anders, weil immer andere Besucher dabei seien, mal Angehörige, mal Schüler und Politiker.

Diesmal waren es Interessierte aller Altersgruppen. Angehörige von Tadeusz Kubisch konnten nicht aufgespürt werden. Auch Name und Schicksal seiner deutschen Freundin sind unbekannt. „Wir wüssten gern mehr“, bedauerte Riemer, „aber die Polnische Botschaft und die Deutsch-Polnische Gesellschaft, die wir angeschrieben hatten, haben nicht geantwortet.“ Gemeinsam ehrten die Zuschauer Tadeusz Kubischmit einer Schweigeminute. Organisatorin Torda Rietdorf von der Luckenwalder CDU legte als erste eine Rose auf dem Stein nieder.

Von Elinor Wenke

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 08.05.2019

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