Radwege in der Warteschleife - Bürgermeister: In TF fehlt nicht nur ein kreisweites Konzept, sondern oft der Bau von Radstrecken
- 06. August 2019
Sie fehlen an vielen Stellen in Teltow- Fläming: an der B 102 von Dahme bis Jüterbog, vom Luckenwalder Stadtrand über Berkenbrück bis nach Dobbrikow genauso wie zwischen Groß Schulzen- dorf und Zossen. Die Rede ist von Rad- wegen. Schon bei der Vorbereitung eines kreisweiten Konzeptes 2017 war ein großer Bedarf bekannt geworden. Eine Umfrage des Kreistagsvorsitzenden Danny Eichelbaum (CDU) unter den Bürgermeistern in Teltow-Fläming zeigt nun, dass sich wenig geändert hat. „Dabei kam heraus, dass in fast allen Gemeinden dringend benötigte Rad- wege fehlen“, erklärt er.
Eichelbaum führt in einer Liste zahlrei- che fehlende Radwege auf, die man sich in Teltow-Fläming wünscht. Die mei- sten von ihnen liegen an Landes- und Bundesstraßen wie die Strecken in Luckenwalde entlang der Berken- brücker Chaussee (L 73), zwischen Kummersdorf-Alexanderdorf und Sperenberg (L 60) oder Siethen und Thy- row (L 795).
„Ein unhaltbarer Zustand“, sagt Eichel- baum und fordert deshalb vom Land, dass mehr Radwege gebaut werden. Tatsächlich ist die Liste des Bedarfs an Radwegen, den der Landesbetrieb für Straßenwesen in Teltow-Fläming sieht, überschaubar. Alle fünf Jahre wird die Bedarfsliste überarbeitet. Laut aktueller Fassung vom Frühjahr 2018 sind genau drei Radwege in Teltow-Fläming in Pla- nung oder Umsetzung: entlang der B 96 von Neuhof nach Wünsdorf, an der L 70 zwischen Sperenberg und Kummers- dorf-Gut und von Ludwigsfelde nach Neubeeren (L 794).
An mehreren anderen Stellen sieht man auch beim Land einen „vordringlichen Bedarf“ für einen Radweg. Der Bau ist aber nicht vor 2026 geplant. Bei Vor- Ort-Terminen werden immer wieder fehlende personelle oder finanzielle Kapazitäten als Ursache genannt.
Die Chefs der Städte und Gemeinden sind frustriert. „Heutzutage müssen Radwege in Bauvorhaben mitgedacht werden“, sagt Trebbins Bürgermeister Thomas Berger (CDU). Er ärgert sich derzeit über ein fehlendes Stück Rad- weg zwischen Trebbin und Thyrow. Nahe der alten B 101 wird dort die Brücke über den Nuthegraben saniert. Der von Berger gewünschten Verbreite- rung erteilte der Kreis eine Absage. „Weil zwei Meter mehr offenbar nicht möglich waren, müssen die Radfahrer auch künftig auf der Straße fahren.“ Ein Lied von dieser Situation kann auch der Ludwigsfelder Bürgermeister Andreas Igel (SPD) singen. Knapp ein Jahr ist es her, dass er bei der Klima- schutzaktion „Stadtradeln“ auf dem Drahtesel von Ludwigsfelde über Treb- bin bis nach Luckenwalde fuhr. „Streckenweise haben wir uns von der Feuerwehr begleiten lassen“, berichtet er, „weil es vielerorts für Radfahrer ein- fach zu gefährlich ist.“ Die Sicherheit treibt auch Dahmes Amtsdirektor David Kaluza (parteilos) um. Seit Jahren sehnt man sich im Nie- deren Fläming beispielsweise nach einem Radweg zwischen Gräfendorf und Werbig. „Hier geht es um die Schulwegsicherung“, sagt Kaluza. „Trotz Fläming-Skate fehlen bei uns im Amt Dahme aber auch an Landesstra- ßen Radwege.“ Dringend wünscht man sich zudem eine Verbindung nach Jüter- bog neben der B 102, genauso wie ent- lang der B 101 von Jüterbog durch den Niederen Fläming bis zur Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt.
Auf einigen Strecken traut sich nicht einmal der Amtsdirektor selbst aufs Rad. „Auf den viel befahrenen Straßen würde das einem Selbstmordkommando gleichen“, sagt er.
Viele der heute erneut ausgesprochenen Wünsche sind bereits seit Langem bekannt. Im Landkreis bemüht man sich deshalb seit Jahren um ein Radwege- konzept. Das wurde zuletzt im Juni 2017 diskutiert. Ähnlich wie beim rea- len Bau hat sich aber auch konzeptio- nell bisher wenig getan.
Inzwischen steht fest, dass die Radwege in das neue Mobilitäts- und Verkehrs- konzept des Landkreises eingearbeitet werden sollen, für das es seit diesem Jahr eine Projektskizze gibt. „Diese muss innerhalb der Verwaltung noch abgestimmt und im Kreishaushalt 2020 mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden“, erklärt der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Kreisent- wicklung, Siegmund Trebschuh.
Vier regionale Arbeitsgruppen hatten vor mehreren Jahren inhaltlich zugear- beitet. Im Kreissüden einigten sich die Kommunen auf eine gemeinsame Stel- lungnahme. Darin forderten sie unter anderen sichere Schulwege und den Lückenschluss im Umfeld der Fläming- Skate.
Ludwigsfeldes Rathauschef Igel klinkt sich ein: „Damit die Fläming-Skate erfolgreich ist, muss die nördliche Durchfahrtsregion erschlossen werden“, sagt er. Nur so würden Touristen aus dem vier Millionen Menschen großen Ballungsgebiet Potsdam-Berlin auf die Skaterstrecke gelockt.
„Im Norden von Teltow-Fläming ist das aber nur sehr lückenhaft der Fall“, sagt Igel, der seinen Forderungen von damals nun erneut Nachdruck verleiht. Von einem geschlossenen Radwegenetz im Landkreis würden am Ende auch Ein- wohner und Schulkinder profitieren.
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 06.08.2019