Gemeindeschwester und Co. - Diskussionsrunde zur Zukunft der medizinischen Versorgung
- 08. Mai 2009
Woltersdorf. Worum es gehen muss, stellte Hans Georg Faust gleich zu Beginn fest: Für die Patienten dürfen die Wege nicht zu lang sein und die Notfallbehandlung muss gewährleistet sein. Dies sind laut dem 61-jährigen CDU-Bundestagsabgeordneten, der als Arzt und ehemaliger Klinikleiter stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Bundestages ist, quasi die Mindestanforderungen an die medizinische Versorgung. Dies sagte er am Mittwochabend vor zehn Gästen bei einer Diskussionsrunde im Woltersdorfer Haus der Generationen, zu der die CDU-Direktkandidatin für den Bundestag Tamara Zieschang eingeladen hatte.
Und diese Mindestanforderungen sind in der Region auf jeden Fall erfüllt, berichtete Faust mit Blick auf die Statistik. Bezüglich der hausärztlichen Versorgung sei hier der Wert 92 erreicht – 100 ist die Idealzahl, von Unterversorgung kann man ab einem Wert von 75 sprechen. Bei Fachärzten sehe es noch eindeutiger aus; in manchen Fachbereichen gebe es im Landkreis regelrechte Sperren für Niederlassungen. Der Gesundheitsexperte weiß aber auch: „Gleichwohl gibt es ein Gefühl der Unterversorgung, da sich Ärzte eher in Mittelzentren niederlassen.“
Die 83-jährige Woltersdorferin Christa Schulz beklagte, dass Hausärzte überlastet sind, dass man „drei Stunden warten muss, um drei Minuten behandelt zu werden“. Zudem komme kaum noch einer der Hausärzte nach Hause. Faust entgegnete, dass dazu außer im Notfall auch keine Verpflichtung bestehe.
Insgesamt, so Christa Schulz, sei der Zugang zur Medizin für Leute auf dem Lande schwer. „Warum können wir nicht die gute alte Gemeindeschwester wieder herholen?“, fragte sie. Dafür sprach sich auch Faust aus. So könnten Ärzte entlastet werden.
Der ehemalige Ärztliche Direktor des Luckenwalder Krankenhauses Ingwald Elsner gab zu bedenken, dass es „ökonomisch absolut unmöglich“ ist, an jedem Ort medizinische Leistungen vorzuhalten. Er sprach sich unter anderem dafür aus, dass Ärzte auch per Mini-Bus in die Dörfer und damit zu ihren Patienten fahren und dass sich Krankenhäuser für ambulante Behandlungen öffnen.
Faust befürwortete dies, legte den Schwerpunkt jedoch auf das Wort Vernetzung. Bestehende Einrichtungen und Ärzte müssten enger zusammenarbeiten. Pauschallösungen könne es dabei allerdings nicht geben. Das Fazit des Gesundheitsexperten: „Wir müssen akzeptieren, dass es Unterschiede geben wird.“ (Von Ekkehard Freytag)
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 08.05.2009