Neue CDU-Spitze Rangsdorf: „Politik ist kein Martyrium“
- 12. Mai 2016
Die CDU in Rangsdorf hat eine neue Doppelspitze. Andreas Muschinsky hat den Fraktionsvorsitz in der Stadtveordnetenversammlung übernommen, Tassilo Soltkahn führt den Ortsverband der Partei. Sie wollen das kooperative Klima in der Gemeindevertretung erhalten und mehr junge Menschen für die Politik begeistern.
Rangsdorf. Seit kurzem hat die CDU in der Gemeinde Rangsdorf eine neue Doppelspitze. Tassilo Soltkahn führt den Ortsverband, Andreas Muschinsky ist neuer Fraktionsvorsitzender in der Gemeindevertretung.
Im MAZ-Interview verraten sie, was sie in Rangsdorf voranbringen wollen und wie sie die Jugend für die Politik gewinnen möchten.
Warum gibt es die neue Arbeitsteilung in der Rangsdorfer CDU?
Tassilo Soltkahn: Aus beruflichen Gründen wollte der bisherige Ortsverbandsvorsitzende Peter Preetz seinen Posten abgeben. Ich wurde gefragt und habe Ja gesagt. Weil ich beruflich auch sehr eingespannt bin, habe ich Andreas Muschinsky gefragt, ob er den Fraktionsvorsitz übernehmen möchte.
Andreas Muschinsky: Wir wollen die operative und strategische Arbeit trennen. Die Partei muss entscheiden, was sie will.
Soltkahn: Es ist wichtig, dass Partei und Fraktion stark sind, damit wir viel erreichen. Natürlich gucken wir auf die nächste Wahlperiode. Wir wollen stärkste Fraktion werden. Und wir wollen die Jugend erreichen. Junge Menschen in Rangsdorf sollen den Sinn politischer Mitarbeit erkennen. Sie sollen ein Teil der Mitverantwortung und Gestaltung werden.
Wie wollen Sie die Jugend erreichen?
Soltkahn: Über Medien und durch Praktika. In meinem Architekturbüro sind viele Schüler und Studenten. Die frage ich immer, was sie gern verändern möchten und ich bekomme immer sehr interessante Antworten.
Muschinsky: Wir wissen, dass das schwierig ist. Meine Tochter ist 16, da weiß ich, was sie umtreibt. Man muss Veranstaltungsformate finden, die junge Leute ansprechen. Da sind wir gerade auf der Suche.
Was können die Rangsdorfer in Zukunft von der CDU erwarten?
Muschinsky: Als Fraktion wollen wir das auf Konsens basierende Verhalten in der Gemeindevertretung beibehalten. Wir wollen keine Zustände, wie es sie in einigen Nachbargemeinden gibt. Jeder Politiker verdient Respekt und einen vernünftigen Umgang. Meine Frau hat einmal zu mir gesagt: Wenn du von drei Sitzungen nacheinander genervt nach Hause kommst, hörst du auf. Politik ist kein Martyrium. Wir machen das alle in unserer Freizeit, da muss man sich nicht beleidigen lassen. Man kann gerne in einer Sache streiten, danach aber gemeinsam ein Bier trinken gehen.
Soltkahn: Wir brauchen attraktive Räume für Jugendliche. Dazu brauchen wir Spielplätze, auf denen man sich nach 20 Uhr noch aufhalten darf. Das Bahnhofsumfeld soll ein attraktiver Ort für Jugendliche sein, aber auch das Strandbad. Ganz wichtig ist mir das Thema kommunaler, sozialer Wohnungsbau. Der Eigenbetrieb muss Wohnungen bauen, damit durch die hohe Nachfrage die Mieten nicht noch weiter steigen und Menschen aus Rangsdorf verdrängt werden.
Welche Projekte sind Ihnen wichtig?
Muschinsky: Der Hort der Grundschule wird die nächste große Investition in dieser Wahlperiode sein. Das ist Konsens. Ich denke, dass wir im kommenden Jahr mit dem Bau beginnen können. Wir wollen auch das Bücker-Gelände nicht aus den Augen verlieren. Dort wollen wir Sportstätten unterbringen.
Ich hätte eher angenommen, dass Sie für eine Bebauung des Bücker-Geländes sind.
Soltkahn: Das geht schon wegen des Denkmalschutzes und des Landschaftsschutzgebietes nicht. Außerdem wollen wir ein vernünftiges Wachstum, das der Ort verkraftet. Ich möchte die Seebadallee gerne zu einer Flaniermeile vom Rathaus bis zum Strandbad machen, deshalb wollen wir die Ansiedlung von Gewerbe fördern.
Was läuft aus Ihrer Sicht nicht gut in Rangsdorf?
Muschinsky: Wir bekommen oft zu hören, dass der Krankenstand in der Verwaltung so hoch ist und bestimmte Dinge nicht gemacht werden können. Ich wünsche mir, dass der Bürgermeister das Gespräch sucht. Wir verschließen uns einer Diskussion zum Stellenplan nicht. Von Kita-Eltern hören wir oft von Problemen, leider wird das auch nicht offen angesprochen, dabei würden wir den Bürgermeister dabei gern unterstützen.
Soltkahn: Herr Rocher soll wissen, dass die Gemeindevertretung ihn nicht mit den Problemen allein lässt. Auch die Bürger sollen wissen, dass wir nichts im stillen Kämmerlein beraten. Leider ist das Interesse bei vielen Sitzungen gering. Ich wünsche, es kämen mehr Leute.
Bürgermeister Rocher sagt, dass für viele Sachen kein Geld da ist. Wie sehen Sie das?
Muschinsky: Zurzeit ist kein Geld da, was am Bau des Tunnels liegt. Ich bin enttäuscht, dass man in Brandenburg einen solchen Bau nicht über Kredite finanzieren darf, wenn man einen ausgeglichenen Haushalt hat. Kaum einer bezahlt doch sein Haus in bar. Bei den derzeit niedigen Zinsen wäre das eine gute Sache gewesen.
Soltkahn: Rangsdorf gehört beim Pro-Kopf-Steueraufkommen zu den zehn reichsten Gemeinden in Brandenburg. Das sind schon Baden-Württembergische Verhältnisse. Wir leisten uns viele freiwillige Ausgaben für Kitas, Senioren und Sportvereine. Daran möchten wir auch in Zukunft festhalten.
Mit wem sehen Sie die größte politische Schnittmenge, um Ihre Ideen umsetzen zu können?
Muschinsky: Parteipolitik spielt in Rangsdorf keine große Rolle. Wir haben eine gute Mischung aus Alteingesessenen und Zugezogenen. Schnittmengen ergeben sich mit Leuten aus allen Fraktionen. Das Verhältnis ist über Parteigrenzen hinweg gut. Wir Fraktionsvorsitzenden haben alle einen kurzen Draht zueinander.
Soltkahn: Wir sehen uns als Verantwortungsgemeinschaft. Bei wichtigen Themen gehen wir auch schon mal zu den Fraktionssitzungen der SPD und der Linken.
Wie beurteilen Sie die Situation der Flüchtlinge in der Gemeinde Rangsdorf?
Soltkahn: Ich bin direkter Nachbar der Asylunterkunft am Kurparkring und muss sagen, dass es überhaupt keine Probleme gibt. Die Menschen dort haben mich sogar schon zu Essen eingeladen, das war ein großer Gewinn an Erfahrung.
Muschinsky: Es war die richtige Entscheidung, in Rangsdorf mehrere dezentrale Einrichtungen zu schaffen.
Wie stehen Sie zur Erweiterung des Gewerbergebiets Am Spitzberg?
Soltkahn: Die CDU hat sich gemeinsam mit den anderen Fraktionen zu dem Gewerbegebiet bekannt. Ja, es gibt berechtigte Vorbehalte und diese Bedenken einiger Bürger dürfen dabei nicht auf der Stecke bleiben. In der Summe der Abwägungen aller Vor- und Nachteile hat zu einem Ergebnis geführt: Die Mehrheit hat sich berechtigt zu dem Gewerbegebiet entschieden. Es ist auch unsere Aufgabe nicht nur unsere eigenen persönlichen Vorstellungen umzusetzen, sondern auch zuzuhören und zu veranlassen, was die Bürger von uns erwarten, die uns gewählt haben.
Möchte einer von Ihnen 2019 Bürgermeister werden?
Muschinsky: Diese Frage wird erst 2018 ein Thema sein.
Soltkahn: Bis dahin kann noch eine Menge passieren.
Von Christian Zielke
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 11.05.2016